Die Presse über Gerald Höfer
"Wie wäre ich glücklich, könnte ich sein, wie ihr"
Multimediales Projekt, Rauminstallation mit Videoinstallation „Belphegor 2004“,
raumfüllender Text auf Papier
245 x 400 x 325 cm
2015
"Die Gedichte – von denen einige auch in der „Thüringer Anthologie“ in unserer Zeitung erschienen sind – werfen melancholische Blicke auf ein Land unter der Last von dem, was war.[nbsp]Buchenwald[nbsp]kommt vor, aber auch das hehre und zuweilen schwere Erbe der Klassiker.[nbsp]„Johann Sebastian Bach[nbsp]pflanzte / Einen irdischen Wald in der ewigen Helligkeit“, dichtet der Eisenacher Pastor[nbsp]Christoph Eisenhuth[nbsp]– derweil sich[nbsp]Andreas Reimann[nbsp]über den „im gips der goethe-wichte“ konservierten Dichter mokiert und die „gartenzwerge, die durch weimar ziehen“.[nbsp]Weimar[nbsp]als Klassikerklischee – und Zuhause: „In deinen Weltbürgermauern“, schreibt Gerald[nbsp]Höfer, „fand ich die Liebste und mich.“[nbsp]„Thüringen, hier stinkt es nach Roster“, verkünden indes die Wände bei Mirko Wenig. Das Land, sagt[nbsp]Nancy Hünger, „steht ja immer im Verdacht des Provinziellen. Aber es ist ein lebendiges Land mit geselligen Stimmen und einer vielfältigen Dichterkultur.“ In der sich Welt und Provinz, hier und woanders, immer schon begegneten, irgendwie: „Das Ende vom Ende“, heißt es bei[nbsp]Heinz Czechowski, „ist ein schöner Gedanke / der vermutlich auch / in[nbsp]Gotha[nbsp]gedacht wird.“
In: Thüringer Allgemeine - Kultur, 04.06.2015
"2009 erscheinen nicht wenige Publikationen, doch auch im 20. Jahr des Herbstes 1989 ist dieses Buch etwas Besonderes. Immerhin fanden sich fünfzehn Menschen zusammen, die die "Revolution vor Ort" seinerzeit in ihren verschiedenen Ereignissen, Gruppierungen, Aktivitäten und Motivationen geprägt und miterlebt haben. Sie verfassten nun innerhalb weniger Wochen eine lebendige Beschreibung der "Friedlichen Revolution in Sondershausen", die von ihren Quellen (wie dem Ökumenischen Arbeitskreis oder dem Café Pille) über die Vielfalt der Herbstereignisse bis hin zu den freien Wahlen und den freien Wählern 1990 reicht.
[...]
Die erste intensive Auseinandersetzung mit Schiller hatte er am Institut für Literatur in Leipzig. Während eines Kreativ-Seminars hat er den "Wilhelm Tell" umgeschrieben und vorzeitig enden lassen. "Der Landvoigt Gessner hat in meiner Version Wilhelm Tell den Schuss auf seinen Sohn erlassen.", sagt er. Stattdessen ließ er Gessner und Tell einen Disput aus Sprichwörtern führen. Das Ende des Stückes.
"Heute wäre immer noch finstere Monarchie in der Schweiz. Ich wollte anhand von Schiller zeigen, wie kleine Ereignisse die Welt verändern, wenn sie statt Fiktion Realität wären." Gerald Höfer ist Schriftsteller aus Passion. Er arbeitet in Jena als Marketingleiter einer Softwarefirma und studiert Literatur an der Universität Jena.
"Manchmal spür ick Lyrik" - damit hat der Berliner Poetry Slammer Michael Ebeling die Stimmung am Mittwochabend bei der Lesung "Jazz illuminiert Lyrik" im ausverkauften Jenaer Theaterhaus auf den Punkt gebracht. Die Lyriker Nancy Hünger, Romina Voigt, Thomas Linke, Jan Röhnert und Gerald Höfer sowie die Portry Slammer Michael Ebeling und Frank Klötgen präsentierten jeweils eine Viertelstunde lang ihre Texte. Visuelle Unterstützung bekamen die Poeten durch Bildprojektionen von Grit Hiersemann und Miklos Palos. Der Musiker Ian Simmons und seine Band "Wise in Time" rundeten das Programm mit melodischen und gleichsam erdigen Jazzklängen ab. "Ziel war es, in Jena eine Plattform für Autoren zu schaffen", sagte Thomas Linke, Organisator der Veranstaltung. "Dass wir eine derartige Resonanz bekommen haben, ist großartig." So erlebte das Publikum statt Hexenfeuer zur Walpurgisnacht ein Sprachfeuer der Extraklasse. [...]
"Literatur im Krieg" ist das Titelthema der dritten Ausgabe des "Palmbaum" im neuen Gewand. Ausgehend vom 200. Gedenken an die Schlacht bei Jena und Auerstedt widmet sich das Thüringer Literaturjournal den Ursachen und Folgen von kriegerischen Auseinandersetzungen in Geschichte und Gegenwart. Den Auftakt gibt Friedrich Schorlemmers Essay "Das Feld der Ehre und die Ährenfelder", in dem der Autor nach der Angemessenheit unseres Umgangs mit dem blutigen Erbe fragt. Krieg ist auch das Thema neuer Prosa von Wolf Zank und Gerald Höfer, von Landolf Scherzer, der sich an die Dresdner Bombennächte erinnert, und Frank Quilitzsch, der den Spuren des Vietnamkriegs im heutigen Hanoi und Saigon nachgeht.
Ferner bietet das ansprechend gestaltete, 208 Seiten starke Journal ein ausführliches Interview mit der Weimar-Preisträgerin Gisela Kraft, eine Einlassung des CDU-Landtagsabgeordneten Peter D. Krause, die den Thüringer Theaterstreit hinterfragt. Texte von Teilnehmern der "Mitteldeutschen Lyriknacht" können ebenso nachgelesen werden wie Werke von Preisträgern des Menantes-Wettbewerbs für erotische Dichtung.
In: Thüringer Landeszeitung, 21.10.2006
"Gleich vier Schriftsteller waren diesmal im "TA-Cafe bei Barbarossa" zu Gast. Die Namen und Werke der allesamt in Thüringen lebenden Autoren lockten am Freitagabend viele Literatur-Interessierte ins Hotel "Am Kyffhäuser" in Bad Frankenhausen. Kathrin Groß-Striffler, sie erhielt für ihren Roman "Die Hütte" den Alfred-Döblin-Preis, zog die Anwesenden mit ihrer Erzählung "Mein Haus" in ihren Bann. Gerald Höfer (Pseudonym Barbara Rossa), er lebt in Bendeleben, las Gedichte und die Kurzgeschichte "Die Kassette". Ein Gedicht war, wie er sagte, bösartig, und er bezog es auf die Sparpläne des Kultusministers Jens Goebel im Bereich Kultur sowie der Finanzministerin Birgit Dietzel bei den Lehrern.Mit ihrem neuesten Roman "Planet Novalis" war Gisela Kraft hier in der Region genau richtig, doch mit Blick auf die zur Verfügung stehende Zeit widmete sie sich ihrer Heimat Weimar und las Gedichte. Mit großer Begeisterung wurde auch Landolf Scherzer mit seinem "Grenz-Gänger" aufgenommen. Im Veranstaltungsreigen "TA-Café" in Zusammenarbeit mit dem Frankenhäuser Förderverein der Stadtbibliothek war auch Gelegenheit, bei einer Tasse Kaffee mit den Autoren ins Gespräch zu kommen, am Stand der Buchhandlung Stolze die Bücher zu kaufen und signieren zu lassen. "Es war eine sehr gelungene Veranstaltung, eine so große Resonanz gibt es nicht so oft bei unseren Lesungen im Rahmen unser Manuskriptwanderung", so Martin Straub, Geschäftsführer des Vereins LeseZeichen, im Gespräch mit dieser Zeitung."
In: Thüringer Allgemeine, 18.09.2006
Gerald Höfer und sein audiovisuelles Projekt Barbara Rossa
Wer "Barbara Rossa" nie live erlebt hat und den Namen zum ersten Mal im Veranstaltungsplan des Wave-Gotik-Treffens liest, ist ein wenig irritiert, wird er doch eine Schriftstellerin erwarten. Um so überraschter ist das Publikum, wenn es feststellt, dass es sich bei "Barbara Rossa" um die gelesenen Texte Gerald Höfers handelt, die von seinem Sohn Martin Höfer während des Auftritts auditiv und visuell in Szene gesetzt werden.
Das Pseudonym Barbara Rossa beruht auf der Gründung eines satirischen Zeitschriftenverlages. Da die Autoren anonym bleiben wollten, legte sich jeder einen Aliasnamen zu. "Weil der Ort, aus dem ich stamme, direkt am Kyffhäuser liegt, war die Verballhornung von Barbarossa, einem der missbrauchtesten Namen in der Region, schon eine Satire an sich. Als Martin und ich dann unser Projekt gründeten, reaktivierten wir 1998 den Namen." Ziel war es, eigene Literatur in multimedialer Weise darzustellen.
Die etwas andere Lesung sollte es werden, am Freitagabend in der Kleinen Galerie in Hohenstein-Ernstthal. Gerald und Martin Höfer kamen nicht nur mir Büchern, sie hatten auch Computer, Mikrophon, DVD-Player und Beamer im Gepäck. Die nackte und manchmal auch brutale Wahrheit kam auf den Tisch. Er nennt die Schwachstellen beim Namen und redet nicht um den heißen Brei. Ob es Erinnerungen aus seiner Kindheit sind, oder Szenen, wie der brutale Umgang von Jugendlichen miteinander - Höfer erzählt spannend kritisch und ehrlich...
Unterstrichen wurden seine meist düsteren Geschichten von Bildern in Grautönen, die Martin selbst künstlerisch bearbeitet hatte und mittels Laptop und Beamer an die Galeriewand warf...Einige Anregungen erhielt er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, an der er seit Oktober letzten Jahres Medienkunst studiert...
In: Freie Presse, 03.04.2006
Düster war`s. Nicht nur der Himmel zog sich über Sondershausen zu. Auch im Lesesaal der Stadt- und Kreisbibliothek konfrontierte Gerald Höfer die Zuhörer mit den dunklen Seiten des Lebens. Vor dreizehn Jahren hatte der ehemalige Sondershäuser seine letzte Lesung in der Kreisstadt gegeben.
Trotzdem fanden sich etliche Leseratten ein, um nach dieser langen Abstinenz seinen neuen Erzählungen gebannt zu lauschen. Gerald Höfer gehört allerdings nicht zu den einfachen Vor-lesern, die ihr Publikum ausschließlich mit Worten beglücken. Mystische Klänge, Trommelwirbel und Gothic-Gesänge untermalten akustisch Texte und Bilder...
Provokation sei keineswegs sein Ziel, obwohl sich einige Zuhörer sicherlich ängstigten. Er müsse auch keinem gefallen. "Ich mache, was ich für richtig halte", versuchte er später die düstere Grundstimmung, die in den meisten seiner Texte und Gedichte vorherrscht, zu erklären...
In: Thüringer Allgemeine, 05.11.2005
Herbst 1989 am berühmten Literaturinstitut Johannes R. Becher in Leipzig: Man las, man schrieb und fühlte sich schon lange frei. Ein skeptischer Bick zurück.
[...] Die Parteiführung hatte die Waffen gestreckt und sicherte nur noch die äußeren Grenzen. Die nachgelassenen Akten des Instituts, die heute im sächsischen Staatsarchiv lagern, dokumentieren den ungleichmäßigen Verlauf dieser innerbetrieblichen Demokratisierung.
[...]
...Nach den Kurzgeschichten wurde mir in der Reportage erst bewusst, was für Kurzgeschichten ich eigentlich las. Jetzt verstand ich die Pointen der Geschichten. Für mich war die Reportage "Das Cafe Pille Experiment" der Hauptteil dieses kleinen Buches - und somit letzten Endes auch das, was mir am Interessantesten erschien. Gerald Höfer alias Barbara Rossa gibt darin Einblick in sein langjähriges Schaffen und verdeutlicht, wie schwer es war, in der ehemaligen DDR Kunst unters Volk zu bringen. Es berührt zu lesen, mit wieviel Enthusiasmus er an dieses Projekt ging, ebenso wieviel Zeit und Willen er gebraucht hat, um mit dem aktuellen Projekt "Barbara Rossa" an alte Zeiten anzuknüpfen.
In: Gothic. Magazine for Underground culture. Nr. 46, 2004
...Wesentlich interessanter gestaltete sich danach der Auftritt von MERCYDESIGN vs. BARBARA ROSSA. Während der erste Teil des Sets ausschließlich aus Musik aus dem Laptop von Phelix Schneefeld sowie entsprechender Videountermalung durch Barbara Rossa bestand, kam im zweiten Teil der poetische Vortrag des Projektleiters hinzu. Von diesem Moment an kann man das Experiment nur noch als gelungen bezeichnen, ergänzten sich die einzelnen Elemente zu einem beeindruckenden Gesamterlebnis. Die Texte von Herrn Barbara Rossa hatten schon in Heldrungen ihre Wirkung auf mich gezeigt, in Verbindung mit den industriell-psychedelischen Klanglandschaften Mercydesigns und der klaustrophobischen Bilderflut brannten sie sich regelrecht ins Gehirn. Vielleicht liegt es am Alter des Poeten, vielleicht auch an seiner ganz persönlichen Geschichte, das seine Werke fernab der typischen, hohlen Bedeutungsschwere den Zuhörer tatsächlich treffen. Zumindest ging es mir so. Mehr Lyrik von dieser Qualität, die sich mit dem wirklichen Leben statt mit Hirngespinsten von schwarzen Engeln beschäftigt, würde der Szene sicher gut tun...
In: club-debil.com, 2004
Mercydesign vs. Barbara Rossa Waren wie schon auf dem Flammenzauber mein persönlicher Favorit.
Erfrischend anders und besonders innovativ! Das Experiment, Lyrik trifft auf Industrial, angereichert mit einer beeindruckenden Hintergrundanimation, traf mittig. Sehr gut gemacht, die Botschaft kam an. [nbsp][nbsp] [nbsp]
In: Nonpop.de, 2004
Barbara Rossa - Synonym für ein 1998 entstandenes multimediales Projekt des Autors Gerald Höfer und des Mediendesigners Martin Höfer - gehört längst zu den Klassikern neuer deutscher Literatur. Mit Zwischen mir nichts und dir nichts ist Barbara Rossa ein Gedichtband von beeindruckendem Tiefgang gelungen. Nicht selten hat man das Gefühl, als würde man beim Lesen in einen Spiegel schauen. Schonungslos wird die eigene Vergänglichkeit vor Augen geführt, gepaart mit Ängsten und Sehnsüchten, den manchmal müßigen Alltagswahnsinn bewältigen zu können. Mitunter untermalen verborgene Wahrheiten und verwirrende Gedankensprünge die exzentrische Darstellung dunkler Abgründe. Was Barbara Rossa hier an Gedichten zusammengestellt hat, lässt eine anspruchsvolle, oft melancholische Atmosphäre mit einer aggressiven Note, die spöttisch das Biedere straft, entstehen. Ruhelos wandern die Gedanken, um sich schließlich in Texten zu manifestieren, die mitreißen an Orte voller Geschehnisse, Erfahrungen und Erinnerungen. Wem diese lyrischen Texte liegen, dem kann ich diese Sammlung wärmstens empfehlen.
In: Orkus 4, 2004
Barbara Rossa - Synonym für ein multimediales Projekt des Autors Gerald Höfer und des Mediendesigners Martin Höfer - gehört längst zu den Klassikern neuer deutscher Literatur - und dies nicht nur in Szenekreisen. Unbedingt empfehlenswert!
In: Sensual, Oktober 2003
Höfer setzt seine Szenen immer in ein Licht der höheren Intention. Es handelt sich nie um reine Alltagsbeschreibungen, er bemüht sich stets um allgemeingültige Aussagen. Insbesondere, wo sie scharf Selbstzufriedenheit und die Verurteilung Andersdenkender anprangern, machen ihn seine Worte zu einem relevanten Autoren, der die Phantasie sparsam einsetzt und nie die manchmal harte Wirklichkeit aus den Augen verliert.
Thüringer Allgemeine, 2003
die Mappe des anarchistischen Autorenkollektivs Schicker/Höfer/Sydoruk trägt das Motto "zwischen mir nichts und dir nichts" und enthält das Gedicht "Untergang von meinem Balkon aus": "die berge, zwei polizisten, / führn die sonne ab,/ am himmel hängt ihr blutiger schal…" Einfacher ist Literatur nicht zu haben.
In: Die Zeit, 2004
Endlich liegt nun eine aktuelle Veröffentlichung von Barbara Rossa, d.i. Autor Gerald und Gestalter Martin Höfer, vor, nachdem Barbara Rossa in Form von Lesungen bereits seit längerer Zeit auf diversen Veranstaltungen live zu erleben war, zuletzt etwa Wave-Gotik-Treffen 2003. Wie schon der Untertitel verrät, enthält der Band "Sophie" drei Erzählungen und eine Reportage, die so etwas wie einen Rückblick über die letzten zwanzig Schaffensjahre des Autoren bieten.
Alle drei Erzählungen zeigen einen bizarren Realismus, der nicht selten Ausflüge ins Phantastische unternimmt, und dabei immer sozial- und gegenwartskritisch ist. In allen dreien klingt immer wieder der charakteristische, ein wenig kurzatmige Stil Höfers an, der immer mahnend, zuweilen auch sehr unterhaltsam sein kann.
Ist dieses Buch ein Skandal? Und wer ist Barbara Rossa? Der Prosaband "Sophie" kommt am 8. Dezember in die Buchläden. Hinter dem Buchtitel verbirgt sich eine Sammlung von drei Kurzgeschichten. In "Die Kassette" geht es um die letzten Stunden im Leben eines 15-jährigen Gymnasiasten. Unschwer erkennt der Leser den realen Bezug zum so genannten "Satansmord" in Sondershausen. In der Geschichte wird poetisch des Opfers gedacht. Die Novelle "Siebzehnte Nachtwache" geht der Frage auf den Grund, ob sich Parallelen zwischen den Ereignissen im Herbst 1989 und 1789 herstellen lassen. Als Gesprächspartner aus dem Jenseits entsteigt der Philosoph Johann Karl Wezel. Die Titelgeschichte "Sophie" ist eine Collage aus Thriller, Phantasy und Märchen. Angereichert wird das Buch mit der Reportage "Das Cafe Pille Experiment". Barbara Rossa - ein Pseudonym - ist der Name eines interdisziplinären Kunstprojekts. Barbara Rossa liest am 28. November um 19.30 Uhr im nagelneuen Vortragssaal der Barbarossahöhle Rottleben Ausschnitte aus dem neuesten Werk - musikalisch und bildlich gut in Szene gesetzt..."
In: Thüringer Allgemeine, 23.11.2002
... The Fair Sex und die Untoten folgten auf dem Fuß, während im Inneren des Schlosses als kultureller Leckerbissen zum zweiten Mal an diesem Tag zur Lesung von "Barbara Rossa: Ich Habe Die Hoffnung Längst Aufgegeben" mit Videountermalung geladen wurde. Der Publikumszuspruch war so groß, dass auch im zweiten Durchgang fast keiner der einhundert Sitzplätze unbesetzt blieb. ..."
In: German Rock News. Sonderausgabe Festivals Nr. 2, Januar 2002
Beim Lesen des Titels stellt sich die Frage, was jemand, der die Hoffnung längst aufgegeben hat, zu schreiben habe; außer mir vielleicht noch einmal die Sinnlosigkeit meines Daseins klar zu machen. [...] Man taucht leicht in die ersten Zeilen ein und ist auch sehr schnell - zu schnell - am Ende, da weder Interpunktion noch Großbuchstaben den Lesefluß stocken lassen. Dem Autor der schwarzen Monologe ist der Gleichklang von Form und Inhalt seiner Texte wichtig und beinahe durchgehend geglückt. Meine Befürchtungen, nach der Lektüre depressiv in den Sessel zu sinken, sah ich nicht bestätigt. Ganz anders. Hier begegnet uns ein sehr bodenständiger Autor, der sich am Alltag in der Provinz reibt, der Eindrücke dort wahrnimmt, wo er selbst lebt. Scheinbar Belangloses wird literarisch verarbeitet und kritisch reflektiert. Im Gedicht Turmspringerin schafft er mühelos den Spagat zwischen alten Kyffhäuser-Sagen, DDR-Geschichte und seiner Befindlichkeit im heutigen Deutschland. [...] Die Geschichten seiner gescheiterten Helden werden viel zu kraftvoll berichtet, als dass man wirklich glauben mag, dass er die Hoffnung aufgegeben habe. Einige, fast aggressive Ausdrücke verraten eine starke Sehnsucht nach Sinn und Action. Der Schein trügt. Barbara Rossa setzt sich nicht nur mit seinem unmittelbaren Lebensumfeld auseinander, sondern betritt auch ein thematisch neues Feld - die Auseinandersetzung mit dem Tod. In unserer abendländischen Gesellschaft ist der Tod schon stark aus dem alltäglichen Bewußtsein verdrängt worden, und es kann schon als mutig bezeichnet werden, sich heute literarisch damit zu beschäftigen. Missverständnisse und Ablehnung werden wohl eher zu ernten sein, als die Einsicht, dass das Sterben untrennbar zum Leben gehört.
In "Fliegende Blätter", Oktober 2000
Ich habe in ihrem Buch "bloß" das Gedicht "Dichtung muß töten" gelesen. Entspricht das ihrer Einstellung zur Lyrik?
... Ich kann mich damit voll identifizieren. Man muß so schockieren, daß man die Gefühle der Menschen trifft.
Warum?
In der heutigen Zeit, kann man mit Blümchen nicht viel sagen. Es macht keinen Sinn, eine schöne Welt vorzugaukeln. Man muß schon die Sprache der Zeit sprechen, um die Leute in ihrem Schlaf aufzuschrecken.
Sie provozieren mit ihren Themen?
Mir begegnen Dinge, mit denen ich nicht fertig werde. Die versuche ich aufzuschreiben. Es gibt Leute, die gehen in die Kneipe und saufen. Wenn ich wütend bin, dann schreibe ich.
... Wie verträgt sich das Gedichteschreiben mit ihrem Beruf?
Gar nicht. Wenn man Angestellter ist, dann durfte man es eigentlich nicht tun, oder man müßte lügen. Wenn man die Wahrheit sagt, dann wird man seinem Beruf nicht gerecht, und wenn man lügt, wird man den Gedichten nicht gerecht...
In: Thüringer Allgemeine, 13.10.1992
"... Insbesondere dann, wenn Text und Fotografie im Buch eine Symbiose eingehen, fällt es schwer, beide Bestandteile des Bandes genrespezifisch einzuordnen oder eine Gesamteinschätzung zu treffen. Noch schwieriger wird es, wenn sich wie im Buch "bloß" aus dem Forum Verlag, die Fotografien dem Versuch entziehen, sie zumindest terminologisch auf einen Nenner zu bringen.
Daher sei dem Leser an dieser Stelle "bloß" empfohlen, diesen Band in den Buchhandlungen nicht zu übersehen, da die in ihm enthaltene ungewöhnliche Bildsprache weitaus mehr Assoziationen wecken kann, als viele konventionelle Fotobücher."
In: Fotografie, Februar 1991
Nach sechs politischen Sachbüchern hat der junge Leipziger Forum Verlag eine Lyrik-Collage veröffentlicht, die nicht nur in gegenwärtigen Zeiten zögerlichen Leseverhaltens als verlegerisch couragiert zu bezeichnen ist. Bei der
Buchpremiere von "bloß" vergangenen Dienstag im Leipziger Max- Klinger-Kunstsalon sprach denn Grit Hartmann vom Forum Verlag auch davon, dass man zwar sofort von dem Manuskript überzeugt gewesen sei, doch zwischen Wollen und finanziellem Können schwankte. Schließlich sei die Entscheidung, "koste es, was es wolle", für das Buch gefallen.
"bloß" in einer Auflage von 3000 Stück gedruckt, von denen 150 Exemplare nummeriert und handsigniert sind und ein Extra-Blatt zum Rahmen bieten, wird es nicht leicht haben in Buchhandlungen, die im Augenblick auf Nummer sicher gehen. Denn gewagt ist das Unternehmen und der Mitteldeutsche Verlag in Halle, dem das Manuskript im Herbst vergangenen Jahres zuerst angeboten wurde, lehnte es dann sofort auch ungesehen ab. Der 30-jährige Gerald Höfer aus Sondershausen und der zehn Jahre ältere Karlheinz Sydoruk, der in Cottbus lebt, lernten sich als Studenten im Leipziger Literaturinstitut kennen. Die Texte, die sie zu "bloß" montierten, waren Teil ihrer Abschlussarbeit am Institut. Eher zufällig stieß die 32-jährige Fotografin Andrea Schicker zu ihnen, die die "jungen Autoren", die offensichtlich in die Wende passten, für die Zeitschrift "Neues Leben" porträtieren sollte. Aus den Foto-Termin entwickelte sich die Zusammenarbeit für den nun erschienenen Band.
"bloß" - das ist nicht bloß ein mit Fotoillustrationen versehenes Gedichtbändchen. In dem so schlicht betitelten Buch, das dieser Tage im Leipziger Forum Verlag erscheint, verschmelzen Texte und Bilder sozusagen zu einer Einheit. Lyrik, die einfach in keine Schublade passen will, von den Literaturinstitut-Absolventen Gerald Höfer aus Sondershausen und Karlheinz Sydoruk aus Cottbus traf genau den Nerv der extravaganten freiberuflich tätigen Erfurter Fotografin Andrea Schicker. Skurrile, teilweise recht depressive und abschreckende Bilder lichten die gegenwärtig desolate Situation in dieser Gesellschaft ab, und mit aggressiven Textbruchstücken beschrieben und umrahmt, zeichnen sie eine ziehmlich düstere Zukunftsvision.
In den immer wiederkehrenden, immer wieder von Neuem aufgegriffenen sich allmählich steigernden Themen Landschaft, Akt, Alltag, Abstraktheit wird dem Betrachter nichts erspart, wird bloßgelegt und entblößt, ohne dabei den Anspruch zu erwecken, alles auszusprechen. "bloß" läßt unheimlch viel offen, hinterläßt Gefühle, die von innen heraus zu verstehen versuchen, die sich aber nicht so einfach beschreiben lassen.
Nicht nur bloße Sprachlosigkeit, nicht bloß Bedrückendes bleibt nach der Auseinandersetzung mit derart ungewohnter Text-Bild-Komposition, sondern auch reichlich Ermutigung. Bei aller schonungslosen Anklage, bei aller ernüchternder Bestandsaufnahme einer hoffnungslos verkommenen, gewalttätigen Menschheit, einer völlig aus dem Gleichgewicht gebrachten Natur scheint doch eine Hoffnung zu bestehen: "...nichts ist verloren solange wir da sind"!
In: Thüringen Journal, 07/1990
"... Die Büchertische bersten. Die Hochglanzumschläge wetteifern mit den Titelbildern der Videofilme. Buchlageristen werfen den angestaubten Bestand auf die Straße. In diese Situation stellt der junge Forum Verlag Leipzig wiederum ein aufsehenerregendes Werk, das vom bloßen Untertitel her schon den Besteller-Mut der Lesestoffhändler erfordert. Doch lohnt hier der Verlag dem Buchfreund und -händler die Treue. Denn "bloß" ist nicht bloß ein Marktartikel, es ist eine Erscheinung, ein, wie es der Name sagt, großes Stück BELLEtristik.
Außerdem ist "bloß" ein Buch, das sich von herkömmlichen Lyrik- oder auch Foto-Text-Bänden zu unterscheiden weiß.
Allein, daß die drei Autoren das Ganze als ein gemeinsames Unternehmen darstellen, kann als Zeichen für eine neue Art des Sprechens gelten. Autorisiert wird damit weniger die eigene Sprechweise als vielmehr das Sichaussprechen einer Generation, die nach 30 oder 40 Jahren DDR-Ghetto geprägt ist von "gleichBildung" und "ausgewogener sozialsicherheit". Eine Biografie-Schablone, die die Autorin und die beiden Autoren auf die wenig abenteuerlichen DDR-Lebenslinien verzichten ließ. Auf der Umschlagseite sind lediglich Geburtsjahr und -ort angegeben, wie auch der Hinweis auf die gegenwärtigen Wohn- und Ausgangspunkte.
Daß das Buch von einem Rezensenten kaum gültig in ein paar Sätzen zu beschreiben ist, sehe ich als Vorzug dieses Titels an. Ebenso den Umstand, daß sich beim Wiederlesen am Ende doch das eine oder andere Gedicht aus der arrangierten Textfolge herauslöst. Gleiches ist auch für einige der mehr oder weniger inszenierten, mit Texten collagierten und im einzelnen ebenfalls unautorisierten Fotografien zu sagen..."
In Leipziger Volkszeitung, 19.08.1990
"Diese Bilder... Sie lassen sich nicht so einfach umblättern. Zu lesen geben sie, die intime Handschrift ist nicht auszulesen. Eine leise Sprache, schwermütig: Immer fahren die Schiffe voraus und sinken auf Grund. Dies sind Bilder aus einem Foto-Lyrik-Band, der demnächst im Forum Verlag erscheint und sich bloß "bloß" nennt. Bloß, nackt. Bloß ein bißchen. Bloß: ein bißchen Widerspruch. Bloß so. Nur so. Ja, von allem etwas ist zu finden in diesem Buch... Dreitausend mal Sätze wie "Ein Leben weit schwimmt der Ertrinkende auf sich zu." Manchem ist's gewiß zu melancholisch. Mir nicht."
In "Lausitzer Rundschau", 26.05.1990
Ein Johannes-R.-Becher-Diplom ging als Förderpreis des Kulturbundes der DDR für neue Poesie kürzlich auch an den Sondershäuser Lyriker Gerald Höfer [...] Gerald Höfer, Jahrgang 1960, ist pädagogischer Mitarbeiter in Sondershausen. Zurzeit absolviert er ein Fernstudium am Institut für Literatur in Leipzig. "Alles in mir drängt nach Veränderung", meint er, "mit der Analyse bestehender Verhältnisse in meinen Versen möchte ich Anstöße zu eigenem Handeln geben." Die kleine Auswahl von Gedichten Gerald Höfers entnahmen wir der Anthologie "Fahrtwind".
In: Das Volk, 30.10.1989
"Als Förderpreis des Kulturbundes der DDR für neue Poesie wurden am Mittwoch in Berlin Johannes-R.-Becher-Diplome an drei junge Autoren vergeben. Die Auszeichnungen erhielten die Studentinnen Uta Ackermann und Gudula Ziemer aus Leipzig sowie der Lehrer Gerald Höfer aus Sondershausen. ..."
In Junge Welt, 13.10.1989, Neues Deutschland, 12.10.1989
In: "ich schreibe" 1/89, S. 64-66, Zentralhaus-Publikation, Leipzig, 1988