Ich habe in ihrem Buch "bloß" das Gedicht "Dichtung muß töten" gelesen. Entspricht das ihrer Einstellung zur Lyrik?
... Ich kann mich damit voll identifizieren. Man muß so schockieren, daß man die Gefühle der Menschen trifft.
Warum?
In der heutigen Zeit, kann man mit Blümchen nicht viel sagen. Es macht keinen Sinn, eine schöne Welt vorzugaukeln. Man muß schon die Sprache der Zeit sprechen, um die Leute in ihrem Schlaf aufzuschrecken.
Sie provozieren mit ihren Themen?
Mir begegnen Dinge, mit denen ich nicht fertig werde. Die versuche ich aufzuschreiben. Es gibt Leute, die gehen in die Kneipe und saufen. Wenn ich wütend bin, dann schreibe ich.
... Wie verträgt sich das Gedichteschreiben mit ihrem Beruf?
Gar nicht. Wenn man Angestellter ist, dann durfte man es eigentlich nicht tun, oder man müßte lügen. Wenn man die Wahrheit sagt, dann wird man seinem Beruf nicht gerecht, und wenn man lügt, wird man den Gedichten nicht gerecht...
In: Thüringer Allgemeine, 13.10.1992