"Manchmal spür ick Lyrik" - damit hat der Berliner Poetry Slammer Michael Ebeling die Stimmung am Mittwochabend bei der Lesung "Jazz illuminiert Lyrik" im ausverkauften Jenaer Theaterhaus auf den Punkt gebracht. Die Lyriker Nancy Hünger, Romina Voigt, Thomas Linke, Jan Röhnert und Gerald Höfer sowie die Portry Slammer Michael Ebeling und Frank Klötgen präsentierten jeweils eine Viertelstunde lang ihre Texte. Visuelle Unterstützung bekamen die Poeten durch Bildprojektionen von Grit Hiersemann und Miklos Palos. Der Musiker Ian Simmons und seine Band "Wise in Time" rundeten das Programm mit melodischen und gleichsam erdigen Jazzklängen ab. "Ziel war es, in Jena eine Plattform für Autoren zu schaffen", sagte Thomas Linke, Organisator der Veranstaltung. "Dass wir eine derartige Resonanz bekommen haben, ist großartig." So erlebte das Publikum statt Hexenfeuer zur Walpurgisnacht ein Sprachfeuer der Extraklasse. [...]


Einer Unaufmerksamkeit der Organisatoren war anschließend zu verdanken, dass die spannungsgeladene Atmosphäre binnen Minuten in sich zusammenbrach. Gerald Höfer, fälschlicherweise als Poetry Slammer angekündigt, las seine politisch düstere Wezel-Transportage "Belphegor". Dieser Text traf das Publikum so unvorbereitet, das sich stilles Erstaunen im Saal verbreitete und der Applaus dem Autor fast verwehrt blieb. "Ich fürchte, ich habe den Zuschauern die Illusion von Lyrik genommen", sagte Gerald Höfer nach der Lesung. [...]
Abschließend kann man den Worten des Organisators Thomas Linke nur zustimmen: "Es ist sehr interessant, wie Lyrik wirken kann, wenn man sie in einem solchen Rahmen inszeniert."
In: Thüringer Landeszeitung, 03.05.2008