"... Die Büchertische bersten. Die Hochglanzumschläge wetteifern mit den Titelbildern der Videofilme. Buchlageristen werfen den angestaubten Bestand auf die Straße. In diese Situation stellt der junge Forum Verlag Leipzig wiederum ein aufsehenerregendes Werk, das vom bloßen Untertitel her schon den Besteller-Mut der Lesestoffhändler erfordert. Doch lohnt hier der Verlag dem Buchfreund und -händler die Treue. Denn "bloß" ist nicht bloß ein Marktartikel, es ist eine Erscheinung, ein, wie es der Name sagt, großes Stück BELLEtristik.
Außerdem ist "bloß" ein Buch, das sich von herkömmlichen Lyrik- oder auch Foto-Text-Bänden zu unterscheiden weiß.
Allein, daß die drei Autoren das Ganze als ein gemeinsames Unternehmen darstellen, kann als Zeichen für eine neue Art des Sprechens gelten. Autorisiert wird damit weniger die eigene Sprechweise als vielmehr das Sichaussprechen einer Generation, die nach 30 oder 40 Jahren DDR-Ghetto geprägt ist von "gleichBildung" und "ausgewogener sozialsicherheit". Eine Biografie-Schablone, die die Autorin und die beiden Autoren auf die wenig abenteuerlichen DDR-Lebenslinien verzichten ließ. Auf der Umschlagseite sind lediglich Geburtsjahr und -ort angegeben, wie auch der Hinweis auf die gegenwärtigen Wohn- und Ausgangspunkte.
Daß das Buch von einem Rezensenten kaum gültig in ein paar Sätzen zu beschreiben ist, sehe ich als Vorzug dieses Titels an. Ebenso den Umstand, daß sich beim Wiederlesen am Ende doch das eine oder andere Gedicht aus der arrangierten Textfolge herauslöst. Gleiches ist auch für einige der mehr oder weniger inszenierten, mit Texten collagierten und im einzelnen ebenfalls unautorisierten Fotografien zu sagen..."
In Leipziger Volkszeitung, 19.08.1990