"Die Gedichte – von denen einige auch in der „Thüringer Anthologie“ in unserer Zeitung erschienen sind – werfen melancholische Blicke auf ein Land unter der Last von dem, was war.[nbsp]Buchenwald[nbsp]kommt vor, aber auch das hehre und zuweilen schwere Erbe der Klassiker.[nbsp]„Johann Sebastian Bach[nbsp]pflanzte / Einen irdischen Wald in der ewigen Helligkeit“, dichtet der Eisenacher Pastor[nbsp]Christoph Eisenhuth[nbsp]– derweil sich[nbsp]Andreas Reimann[nbsp]über den „im gips der goethe-wichte“ konservierten Dichter mokiert und die „gartenzwerge, die durch weimar ziehen“.[nbsp]Weimar[nbsp]als Klassikerklischee – und Zuhause: „In deinen Weltbürgermauern“, schreibt Gerald[nbsp]Höfer, „fand ich die Liebste und mich.“[nbsp]„Thüringen, hier stinkt es nach Roster“, verkünden indes die Wände bei Mirko Wenig. Das Land, sagt[nbsp]Nancy Hünger, „steht ja immer im Verdacht des Provinziellen. Aber es ist ein lebendiges Land mit geselligen Stimmen und einer vielfältigen Dichterkultur.“ In der sich Welt und Provinz, hier und woanders, immer schon begegneten, irgendwie: „Das Ende vom Ende“, heißt es bei[nbsp]Heinz Czechowski, „ist ein schöner Gedanke / der vermutlich auch / in[nbsp]Gotha[nbsp]gedacht wird.“
In: Thüringer Allgemeine - Kultur, 04.06.2015